Konferenz der Kantonalen Polizeikommandantinnen und -kommandanten der Schweiz

Speichergasse 6
3011 Bern
Schweiz

+41 (0)31 512 87 20
info@kkpks.ch

 

Medienanfragen bitte direkt an:
+41 (0)31 512 87 25
media@kkpks.ch

Medienmitteilungen
24.08.2023

Crime Survey 2022: Hohes Vertrauen in die Polizei – Erstmals Zahlen zu Hate Crime

Über 90 Prozent der Schweizer Bevölkerung vertrauen der Polizei. Dies zeigt die neuste Sicherheitsbefragung, welche im letzten Jahr in der Schweiz durchgeführt wurde. Im Crime Survey 2022 wird zudem ersichtlich, dass Eigentumsdelikte wie Diebstahl und Raub im Vergleich zu 2015 rückläufig sind. Schweizerinnen und Schweizer werden jedoch vermehrt Opfer von Cybercrime-Delikten. Die Studie liefert zudem zum ersten Mal für die Schweiz Zahlen zu Hate-Crime-Delikten.

Repräsentative Dunkelfeldbefragungen zu Opfererfahrungen werden seit mehr als 30 Jahren in der Schweiz durchgeführt. Auf Basis der bislang umfangreichsten Befragung, dem Crime Survey, Mitte 2022, können verschiedene Entwicklungen seit 2015 fortgeschrieben werden. «Die Befunde zeigen, dass vergleichbar mit der Polizeilichen Kriminalstatistik ein rückläufiger Trend bei den Eigentumsdelikten besteht. Allerdings steigen Opfererfahrungen im Onlinebereich», hebt die Studienleiterin, Prof. Dr. Nora Markwalder (Universität St. Gallen), hervor. Im Grossen und Ganzen zeige der Crime Survey 2022 aber einen positiven Trend. So fühlen sich mehr als acht von zehn Personen in der Schweiz sicher (87.6 Prozent). Dieser Wert nimmt seit seiner Erfassung im Jahr 2000 stetig zu und ist auch im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2015 signifikant gestiegen. «Dieses Ergebnis ist für uns natürlich sehr erfreulich und zeigt, dass wir mit unserer Polizeiarbeit vieles richtig machen. Allerdings muss es unser Ziel sein, dass sich noch mehr Menschen in der Schweiz sicher fühlen», erklärt Mark Burkhard, Präsident der Konferenz der kantonalen Polizeikommandantinnen und –kommandanten (KKPKS), welche die Studie in Auftrag gegeben hat.

Betrug als häufigstes Delikt

Von den 15’519 Befragten gaben 8.4 Prozent an, im letzten Jahr Opfer eines Betrugs geworden zu sein (u.a. Anlagebetrug, Warenbetrug, Romance Scam). Damit ist der Betrug mittlerweile das am häufigsten berichtete Delikt in der Schweiz, gefolgt von Cybercrime-Delikten (6.2 Prozent), sexueller Belästigung (4.3 Prozent), Drohungen (4.2 Prozent) und Fahrraddiebstahl (3.9 Prozent) resp. Diebstahl von persönlichem Eigentum (3.0 Prozent). Jüngere Befragte waren dabei bei den meisten Delikten häufiger betroffen als ältere Befragte. Ebenfalls konnten Geschlechtsunterschiede bei den Opfererfahrungen festgestellt werden. So sind Männer häufiger Opfer von Erpressung und Betrug sowie von Gewaltdelikten wie Raub, Körperverletzungen und Drohungen, während Frauen öfter vom Erleben sexueller Belästigungen, sexueller Gewalt oder Stalking berichten. Für den Bereich der Gewaltkriminalität lassen sich keine Vergleiche mit Studien aus der Vergangenheit vornehmen, weil die Erfassung gegenüber früher stark verändert wurde. «Tätlichkeiten, Körperverletzungen oder sexuelle Gewalt erleben etwa ein Pro- zent der Bevölkerung oder weniger pro Jahr; Drohungen oder Belästigungen sind demgegenüber deutlich häufiger anzutreffen», führt Co-Studienleiter Prof. Dr. Dirk Baier (ZHAW) aus.

Erstmals repräsentative Zahlen zu Hate Crime in der Schweiz

Die Studie hat daneben erstmals repräsentativ für die Schweiz erhoben, wie häufig Personen von vorurteilsmotivierter Kriminalität (sog. Hate Crimes) betroffen sind. Dabei wurde erfragt, ob das erlebte Delikt im Zusammenhang mit der Zugehörigkeit der Person zu einer bestimmten Gruppe (Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung etc.) stand. Dabei berichteten 3.4 Prozent der Befragten, im letzten Jahr einen Übergriff aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit erlebt zu haben, wobei Beleidigungen am häufigsten waren. In 40.1 Prozent geschah der Übergriff aufgrund der Herkunft, gefolgt von 17.7 Prozent aufgrund des Geschlechts sowie 17.5 Prozent aufgrund des körperlichen Aussehens.

«Die Polizei nimmt das Thema Hate Crime sehr ernst. Deshalb haben wir auch eine vertiefte Studie in Auftrag gegeben», sagt Mark Burkhard. Eine fundierte Aussage zu dieser Entwicklung lasse sich aber erst machen, wenn diese Ergebnisse mit einer nächsten Studie verglichen werden können. «Unsere Mitarbeitenden werden bereits heute in ihren Aus- und Weiterbildungen bezüglich dieser Herausforderung sensibilisiert». Dies zeige sich darin, dass Opfer, welche eine Anzeige erstatten, mehrheitlich positive Erfahrungen mit der polizeilichen Arbeit machen. Opfer von Hate-Crime-Delikten sollen deshalb motiviert werden, häufiger den Kontakt mit der Polizei zu suchen. Dafür hat beispielsweise die Schweizerische Kriminalprävention eine Kampagne zum Thema Hate Crime lanciert, bei welcher Opfern von Hassverbrechen unter anderem aufgezeigt wird, was sie dagegen unternehmen können.

Häufige Opfererfahrungen im Online-Bereich

Die fortschreitende Digitalisierung macht auch vor der Kriminalität nicht halt, weshalb die Studie einen weiteren Fokus auf Cybercrime richtete. Dabei konnte festgestellt werden, dass die Betroffenheit der Schweizer Bevölkerung durch verschiedene Cyberdelikte hoch ist. Insgesamt gaben 6.2 Prozent der Befragten an, im letzten Jahr Übergriffe wie Hacking, Missbrauch von Kreditkarteninformationen, Datenverlust resp. -beschädigung oder Ransomwareangriffe erlebt zu haben, was eine Zunahme zur Befragung 2015 darstellt, wobei Vergleiche zu früher aufgrund abweichender Erfassungsmodalitäten nur mit Einschränkungen möglich sind. Die Anzeigerate ist dabei sehr tief: Neun von zehn Delikten werden nicht bei der Polizei angezeigt. Ein Grossteil der Cyberdelikte verbleibt daher im Dunkelfeld. Die Strafverfolgungsbehörden sind bei der Bekämpfung der Cyberkriminalität aber auf die konsequente Anzeigeerstattung angewiesen. Deshalb hat Suisse ePolice auf die Umstände reagiert und seine Plattform erneuert. Mit einem neuen Modul «Cybercrime Delikte» und der damit verbundenen Möglichkeit zur Online-Strafanzeige, kann bei ca. 50% aller Cybercrimedelikte auf den Gang zum Polizeiposten verzichtet werden. Mehrere Kantone in der Schweiz haben dieses Modul bereits aufgeschaltet, weitere werden in den nächsten Monaten folgen.

Grosses Vertrauen in die Polizei

Ebenfalls erfasst wurde die Einstellung der befragten Bevölkerung zur Polizei. Neun von zehn Befragten (92.4 Prozent) gaben an, der Polizei zu vertrauen. Damit bleibt das Vertrauen der Schweizer Bevölkerung in die Polizei auf sehr hohem Niveau stabil. Über 90 Prozent der Befragten bezeichnen die Anstrengungen der Polizei bzgl. der Bekämpfung der Kriminalität als ziemlich bis sehr gut. 88.9 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen 12 Monaten keine Angst gehabt zu haben, Opfer eines Verbrechens zu werden. «Die bestehenden Massnahmen haben sich bewährt und müssen unbedingt weitergeführt werden», sagt Mark Burkhard. Als Beispiel nennt Burkhard das Bedrohungsmanagement, welches im Zuge der Roadmap Häusliche Gewalt in den letzten Jahren die meisten Kantonen aufgebaut wurde. Dies sei ein wichtiger Bestandteil der präventiv-polizeilichen Gefahrenabwehr.

Über den Crime Survey

Der Crime Survey 2022 wurde im Auftrag der KKPKS durch die Universität St. Gallen sowie die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) durchgeführt. Sie knüpft an frühere nationale Studien des International Crime Victimization Survey (ICVS) an und basiert auf einer repräsentativen Stichprobe von 15’519 Personen. Die Studie ermittelt das subjektive Sicherheitsgefühl, die Einstellung gegenüber der Polizei sowie die Erfahrungen der Schweizer Bevölkerung als Opfer von Straftaten. Ein Teil dieser Straftaten wird aufgrund fehlender Anzeigen nicht in amtlichen Statistiken erfasst und kann nur über sog. Dunkelfeldbefragungen sichtbar gemacht werden. Die Befragung selbst wurde vom Umfrageinstitut gfs‐zürich zwischen Mai 2022 und August 2022 durchgeführt. Die Rücklaufquote lag bei 38.2 Prozent.

Für Rückfragen:

KKPKS: media@kkpks.ch / 031 512 87 25

Studienleitung: Prof. Dr. Nora Markwalder, nora.markwalder@unisg.ch / 071 224 24 08

Zurück